Leitlinien und Ökonomisierung
Die immer stärkere Ökonomisierung der Medizin birgt Risiken und Chancen für Leitlinien. Angesichts unabweisbarer finanzieller Grenzen der gesetzlichen und privaten Gesundheitssysteme dürfen Leitlinien aus politischer Sicht keine medizinischen Idealstandards formulieren. Andererseits gilt, dass keine zur Behandlung indizierte Maßnahme allein aus ökonomischen Gründen abgelehnt werden darf. Zumindest die Standarduntergrenze, die das Haftungsrecht im Interesse von Schutz und Sicherheit des Patienten insbesondere nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes zieht, muss eingehalten bleiben. Die Anforderungen der Leitlinien an den ärztlichen Standard dürfen daher aus juristischer Sicht weder zu hoch noch zu niedrig sein, sondern müssen Raum für die Berücksichtigung der Verhältnisse vor Ort lassen.